Thema: Sei einzigartig!

Liebe Freunde,

auf zu neuen Ufern! Für viele von uns ist der Jahreswechsel ein Herzensappell: „Von nun an werde ich endlich mein eigenes Ding machen – echt! Und nichts darf mich davon abbringen!“
In der feuchtfröhlichen Silvesternacht stoßen wir schon mal in überschäumender Vorfreude auf die ­ersten mutigen Schritte an, die alles anders, gesünder und besser machen sollen: „Jetzt ist Schluss mit ­Muttis Liebling oder Papis kleiner Prinzessin! Keine Lügenmärchen mehr! Schluss mit Rauchen, Fitnessstudio! Und regelmäßig meditieren!“
Leider verstummen die guten Vorsätze meist schon mit dem paukenden Kopfschmerz am Neujahrsmorgen. Oder sie versanden im Alltagstrott.

Das Gute: Allein schon die Sehnsucht nach Echtheit und Einzigartigkeit ist toll! Enthält sie doch bereits den Duft der Freiheit, in der alles sein kann. Und dieser Duft führt mich über kurz oder lang von allem fort, was mein wahres Wesen verfälscht und mich hindert zu wachsen: von all den Impulsen, die mich künstlich lächeln und neidisch auf den „reicheren“ Nachbarn schielen lassen, der gerade sein dickes Auto poliert oder mehr „Glück“ in der Liebe hat; von all dem Getue, mit dem ich mich zum erfolgreichen Siegertypen hochstilisiere oder zur gewandten Schauspielerin auf der Gesellschaftsbühne, oder gar zum armen Opfer, das auf jedermanns Mitgefühl (und Aufmerksamkeit) hofft.

Wie froh und frei fühl ich mich, wenn ich all das Unechte bemerke und nicht einfach mehr als gegeben und unabwendbar hinnehme. Wie selbstbewusst, wenn ich so hinterhältige Sätze aufspüre wie z.B.: „Was sollen denn die Leute denken?“ oder „Schäm dich bloß, wie kannst du nur?“ Diese oft tief sitzenden Worte können mächtiges Unwesen in meinem Leben anrichten, alle Lebensfreude vergiften und bleierne Schuldgefühle schüren. Wie gut, dass sie schon blasser werden, sobald ich sie wahrnehme! Ihre Macht verfliegt, je mehr ich mich zu würdigen weiß und lieb gewinne.
Doch was ist nun echt und was ist aufgesetzt?!

Osho dazu: „Deine Persönlichkeit besteht aus dem, was dir die Gesellschaft mitgegeben hat, sie wird dir von außen übergestülpt wie ein Maske. Deine Individualität ist das, was du mit auf die Welt bringst, sie ist die Mitgift Gottes. Deine Persönlichkeit stößt ab, weil sie unecht ist. Und je mehr Persönlichkeit du hast, desto weniger Wachstum ist möglich für deine Individualität.
Deine Individualität hat nichts mit dem Ich zu tun, sie ist reines Dasein. Die Persönlichkeit besteht nur aus dem Ich, es steckt keine Spur von Sein in ihr. Die Persönlichkeit ist aggressiv, gewaltsam, herrschsüchtig und politisch. Die Individualität ist still, liebevoll und mitfühlend, sie ist religiös.“

Welch schöner Ausdruck: die „Mitgift Gottes“. In jedem von uns steckt sie. Wie also locke ich sie hervor? Was bringt sie zum Leuchten?
Das Echte kann man nicht produzieren. Es strahlt aus sich heraus, wenn keine starren Ängste, alte Gewohnheiten, Scham, Schuld und Gewinngier sein Licht verdunkeln, wenn sich aus dem Bekannten das Unbekannte ent-wickeln kann.
Das Echte ist immer frisch und hinterlässt keinen bitteren Nachgeschmack. Es ist niemals tyrannisch und lässt alles andere Echte gelten. Denn jeder andere hat genauso das Recht, er selbst zu sein und zu funkeln. All diese farbigen Lichter, welche Vielfalt! Welch ein Geschenk!

Viel Spaß beim Lesen!

Anandi