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Feature 03/2011

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Die alltäglichen Geschenke

Kann man Dankbarkeit üben?

von Ishu

Benno lernte ich im Zug kennen. Er, der Blinde, saß mir gegenüber und war in ein Buch versunken. Es war ein Buch ohne Worte: Ein Platanenblatt, ein Stück Kork, eine dicke Schnur, ein Stück grobe Seide waren in das Buch hineingeklebt und wurden von ihm mit Andacht betastet. Seine Fingerkuppen waren wie Fühler. Sie glitten über das Platanenblatt und hielten inne, um seine Form und Beschaffenheit zu erfassen. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln und ich fragte mich, was es wohl mit dem Buch auf sich hatte. Später erzählte mir Benno, dass er das Fühlbuch von seiner Schwester bekommen hatte. "Das ist ein magisches Buch", sagte sie zu mir. "Es erinnert dich an die Menschen, die dich lieben."

In dem überfüllten Zug wirkte Benno wie eine Insel der Zufriedenheit. Er erzählte mir, dass er öfters allein unterwegs sei. "Und ich finde immer Leute, die mir Hilfe anbieten und mir beim Ein- und Aussteigen helfen. Das geschieht fast immer ganz von selbst … Dafür bin ich dankbar", sagte er nach einer Pause. Ich selbst war damals ziemlich unzufrieden mit meinem Leben; umso mehr beeindruckte mich dieser Blinde, der dem Leben dankbar zu sein schien. "Manchmal bin ich auch ziemlich unzufrieden", tröstete mich Benno, "aber jeden Abend gucke ich auf das Gute, was mir der Tag gebracht hat. Da finde ich immer etwas, für das ich dankbar sein kann. Das hat meine Oma mir schon als Kind beigebracht. Sie sagte immer: Nicht die Glücklichen sind dankbar – es sind die Dankbaren, die glücklich sind."

Ein kleiner Perspektivwechsel

Ob das wirklich stimmt, was Benno schon von seiner Oma gelernt hatte, wollte der amerikanische Psychologie-Professor Robert Emmons ganz genau wissen. Und so untersuchte er zwei Fragen: "Sind dankbare Menschen tatsächlich glücklicher?" und "Kann man Dankbarkeit üben?"

Er ließ die Probanden der einen Gruppe zehn Wochen lang jeden Tag fünf Dinge notieren, für die sie dankbar waren, während die Teilnehmer der anderen Gruppe täglich fünf Ärgernisse und Probleme festhalten sollten. Die Ergebnisse waren überraschend eindeutig: Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren die "Dankbaren" deutlich zufriedener mit ihrem Leben und klagten sogar über weniger körperliche Beschwerden. Erstaunlich ist dabei weniger, dass die Dankbaren zufriedener sind als die Klagenden – wirklich überraschend ist, dass eine einfache Verschiebung der Aufmerksamkeit zu einer anderen Befindlichkeit führt. Der einzige Unterschied zwischen beiden Gruppen war die Art der Ereignisse, die notiert wurden. Die einen schauten auf das, was sie hatten oder was ihnen gegeben wurde – die anderen auf das, was mangelte oder schieflief. Ein kleiner Perspektivwechsel mit großen Folgen; der dies beweist: Man kann Dankbarkeit üben – man muss nur richtig hingucken!

Aus Liebe zum Leben handeln

Man könnte jetzt aufstöhnen und einwenden: Jetzt kommen die Psychologen und verordnen uns neben positivem Denken auch noch Dankbarkeit. Noch so eine Benimm-Verordnung für die schöne, neue Welt des ewigen Lächelns! Liest man etwa das Buch von Barbara Ehrenreich "Smile or Die", erfährt man, dass das Motivationsgewerbe in den USA mittlerweile ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig ist. Je mehr Arbeitsplätze wegrationalisiert würden, desto mehr Motivationstrainer und Psychologen treten auf den Plan und verordnen den besorgten Mitbürgern positives Denken und Dankbarkeit. "Das Ganze wirkt wie ein gigantischer Manipulationsversuch", schreibt Ehrenreich. Statt sich sozialen Bewegungen anzuschließen und für menschlichere Verhältnisse zu kämpfen, würden die Leute dazu abgerichtet, mit rosaroter Brille auf die Welt zu blicken und dankbar zu sein.

"Von wem geht denn Veränderung aus?", könnte man jetzt weiter fragen. Sicher nicht von Menschen, die zufrieden und dankbar sind – wäre eine Antwort. Eine andere wäre, dass sich Menschen, die dankbar für ihr Leben sind, durchaus verändernde Rückwirkungen auf die Welt haben können. Vielleicht können sie das sogar viel wirkungsvoller, weil sie aus Liebe zum Leben handeln und nicht aus Hass auf die Verhältnisse.

In einem jedoch hat Barbara Ehrenreich ganz sicher recht: Eingeforderte Dankbarkeit ist nicht viel wert. Sie führt allenfalls zu Höflichkeitsritualen, die vielleicht den gesellschaftlichen Umgang erleichtern, nicht aber dankbare Menschen erzeugen. Dadurch, dass das Kind von klein auf lernt, "Danke" zu sagen, wird es kein dankbarer Erwachsener.

Der vollständige Text kann in der Printausgabe gelesen werden.

ishu@oshotimes.de

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