Osho-Meditation 

OshoTimes 04/2013

Lesen heißt, eine bestimmte Kunst beherrschen; nämlich sich tief einzustimmen, auf eine bestimmte Art teilzunehmen. Es ist ein großes Experiment in Meditation. Aber wenn ihr heilige Schriften, wie z.B. die Bhagavat Gita, genauso lest, wie ihr Romane lest, macht ihr es falsch. Es geht in die Tiefe, Schichten über Schichten… Es ist keine Wiederholung. Wenn du es immer wieder neu anzugehen verstehst, ist es keine Wiederholung. Wenn du es nicht verstehst, ist es Wiederholung.
Versuch es einmal drei Monate lang. Lies das gleiche Buch, du kannst dir jedes beliebige kleine Buch wählen – jeden Tag. Und lasse das Gestern draußen, wenn du es liest: einfach wieder frisch, so wie jeden Morgen die Sonne aufgeht, von neuem; so wie sich die Blumen jeden Morgen öffnen, von neuem. Du schlägst die Gita einfach wieder auf, gespannt, voller Erwartung. Lies sie wieder, sing sie wieder, und sieh … sie offenbart dir eine neue Bedeutung.
Es hat nichts mit gestern zu tun und all den Gestern, die du schon gelesen hast. Sie gibt dir eine ganz bestimmte Bedeutung, heute, diesen Augenblick. Aber wenn du dein Gestern mitbringst, wirst du nicht imstande sein, die neue Bedeutung zu lesen. Dein Sinn ist schon angefüllt mit Bedeutung. Du glaubst, du wüsstest schon Bescheid. Du glaubst, du hättest dies Buch schon so oft gelesen, wozu also? Dann kannst du es weiterlesen wie etwas Mechanisches und dabei an tausend andere Dinge denken. Dann ist es umsonst. Dann ist es bloß langweilig. Dann wirst du dadurch nicht verjüngt. Du wirst abstumpfen.
Darum sind neunundneunzig von hundert frommen Leuten stumpfsinnig. Ihre Intelligenz ist nicht scharf, sie sind regelrecht dumm. Es ist schwierig, einen frommen Menschen zu finden, der nicht dumm ist, denn sie wiederholen täglich das gleiche Ritual. Aber nicht das Ritual ist verkehrt, sondern ihr Kopf. Man kann das Gleiche absolut neu tun, man braucht es nicht zu wiederholen.

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