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Neues wagen

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Am Ende unserer Vorstellungen

Das Leben verändert sich spontan und nimmt auf unsere Träumereien keine Rücksicht. Die gute Nachricht ist: Mit jedem Loslassen kommen wir unserem wirklichen Selbst immer näher

Ein Interview mit Ramateertha von Frank

Was heißt Transformation für dich?

Transformation verbinde ich mit Veränderung. Es ist ein permanenter Prozess. Da wird etwas geboren, es wächst auf eine bestimmte Weise, geht durch verschiedene Stadien und dabei stirbt etwas. Transformation ist die Voraussetzung für jede Form von Entwicklung. Das Alte muss sterben, damit das Neue geboren werden kann.

Gibt es auch eine Transformation, bei der das Alte nicht stirbt?

(Lacht) Nein. Die Tür will ich dir gar nicht erst offen lassen. Du möchtest etwas retten und mitnehmen. Wenn du versuchst, das Alte zu bewahren, dann klebst du daran. Transformation ist sehr radikal. Sie fordert deine unbedingte und totale Teilnahme und nicht das Hängen am Alten.

Kann man Transformation überhaupt bewusst herbeiführen oder ist es etwas, das einem einfach geschieht?

Transformation kannst du nicht herbeiführen. Die passiert. In dem Moment, wo du Transformation oder Veränderung herbeiführen willst, musst du schon eine Idee haben, wo du hinwillst. Und diese Idee ist sehr wahrscheinlich nur eine Veränderung oder Variation dessen, was in der Vergangenheit existiert hat. Derjenige, der etwas herbeiführen will, hat eine Intention, eine Richtung und eine Vorstellung. Dadurch ist er in diesem Moment schon nicht mehr frei, sich auf das einzulassen, was an Neuem einfach geschieht.
Das ist die Schwierigkeit. Wir wollen an der Form festhalten, die uns vertraut ist. Damit setzen wir aber dem Leben Grenzen. Ich denke oft an den Satz von Osho: „Alte Türen müssen geschlossen werden, damit sich neue öffnen können.“ Wenn du gewohnt bist, durch eine bestimmte Tür zu gehen, wirst du erst aus dieser Gewohnheit aussteigen, wenn diese Tür plötzlich zu ist. Erst wenn du dir zehn Mal den Kopf an der längst verschlossenen Tür eingeschlagen hast, fängst du an nachzudenken: Gibt es vielleicht noch eine andere Tür?
Da fangen Demut und Transformation an. Ansonsten wirst du beim Alten, bei der Routine und dem Sicheren bleiben. Das ist letztlich auch die Funktion unseres Kopfes. Wahre Transformation geschieht jedoch immer wieder durch das Leben selbst.

Braucht es dafür diesen Schmerz, dass wir die Transformation zulassen können?

Ja, ich denke schon. Solange es nicht wehtut, ist unsere Tendenz, am Alten zu hängen. Dieser Schmerz ist Teil der Bewegung des Lebens. Schau dir Beziehungen an, die zu Ende gehen. Die Trennung tut weh, aber gleichzeitig kann es sein, dass die Beziehung so in Routine und Mustern verlaufen ist, dass es gut ist, dass sie zu Ende geht. Nur dann machen wir uns auf zu neuen Ufern, wenn das Alte nicht mehr funktioniert und uns nicht mehr erfüllt.

Du sagst, man könne Transformation nicht bewusst herbeiführen. Was geschieht dann hier im Osho UTA Institut? Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Spirituelle Therapie“?

Hier gibt es eine Einsicht darüber, dass es einer Bereitschaft bedarf, das Alte gehen zu lassen; das gehen zu lassen, was nicht wirklich von mir ist, um herauszufinden: „Was ist wirklich meins?“ Das ist auch der Mittelpunkt der spirituellen Therapie. Es geht darum, deinen eigenen Wesenskern zu finden und alles außen vor zu lassen, was dich von Außen bestimmt hat.

Also hat einerseits das Leben einen Plan für mich. Dann haben andere Leute noch einen Plan für mich und ich hänge irgendwo dazwischen …

Diesen Widerspruch zwischen den Plänen der anderen und dem, was du „Plan des Lebens“ nennst, konfrontiert dich mit dem Gefühl: „Warum bin ich überhaupt hier? Was soll das Ganze?“ Von da aus begibst du dich weiter. Das ist immer wieder unsere Aufgabe, diesen Kontakt zu uns selbst zu finden und von da aus auf eine Weise zu leben, die im Einklang mit dem Leben ist.
Aber „Plan des Lebens?“ Vergiss es. Wenn du das Wort „Plan“ benutzt, dann denkst du an eine festgefügte Struktur. Das Leben ist keine festgefügte Struktur. Das Leben ist ungeheuer spontan. Es verändert sich von Moment zu Moment. Dennoch ist es eingebunden in etwas Größeres. Das Universum hat in dem Sinn keinen Plan.

Aber ist der Weg des Lebens dann auch in Einklang mit mir?

Das Leben nimmt auf die Träumereien, die wir damit verbinden, überhaupt keine Rücksicht. Zum Beispiel denken wir, wir bestimmen, wann Beziehungen anfangen oder zu Ende gehen. Auf einmal ist die Beziehung zu Ende.
Transformation bedeutet, mit den Wendungen, die das Leben dir bringt, zu gehen. Und nicht zu sagen: „Ich will den Fluss aber an der einen Stelle gerne anhalten“. Das ist sehr eng verbunden mit dem Sterben. Das ist die tiefste Transformation, die es überhaupt geben kann. Der letzte Rest von Identifikation mit deiner Geschichte, mit deiner Vergangenheit, die auch im Körper verwurzelt ist, die musst du dann loslassen. Wir sind dem Fluss des Lebens unausweichlich ausgeliefert. Das ist nur der Kopf, der interpretiert, ob das gut oder schlecht ist, ob es anders besser wäre und und und. Das Leben kümmert sich nicht um die Kommentare, die diese Birne da oben abgibt. Das Leben stellt dich in den Dienst und gibt dir Herausforderungen.

Kann man dann überhaupt noch eigene Wünsche haben?

Gerne. Die Frage, ob sie erfüllt werden, ist eine andere. Das ist die Frage aller Sucher. Wir glauben, wir müssten all unsere Wünsche und Begierden aufgeben. Völliger Blödsinn. In deinem Wunsch drückt sich das Leben aus und nimmt dabei eine Form an, die in eine Richtung weist.
Die Frage ist nur, ob man daran festhält und sagt: „Das will ich auf Teufel komm raus unbedingt so haben.“ Oder ob man loslassen kann, wenn man merkt, dass es einfach nicht stimmt. Man kann auch fanatisch werden: „Das muss jetzt sein!“ und tut sich dabei überhaupt keinen Gefallen.
Auf der anderen Seite kann man sich auch vormachen, man sei wunschlos glücklich, und stattdessen ist es vielleicht so, dass man auf eine bestimmte Weise resigniert hat und sich gar nicht mehr traut, für etwas zu gehen.

ramateertha@netcologne.de
www.oshouta.de

Der vollständige Text kann in der Printausgabe gelesen werden.

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