Mit einer Geste und zwei Worten
Bilder von Veet Nito
OshoTimes 03/2017
Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Hause, es war dunkel, kalt und regnerisch und ich hing in einer Depression. In der Bahn saß ein Mann, den ich nur vom Sehen kannte. Er arbeitete in einer Behindertenwerkstätte, war ärmlich gekleidet und schien ein melancholischer Mensch zu sein. Die Straßenbahn hielt auf einer Brücke. "Auch schön!", sagte er, sah mich an und wies mit einer Hand über seine Schulter in die Nacht. Plötzlich sah ich die unglaubliche Schönheit der farbigen Lichter in der Dunkelheit, die rundum von den nassen Autos, den nassen Straßen und dem nassen Laub der Bäume reflektiert wurden. Mit einer Geste und zwei Worten hatte er mich in einen völlig anderen, ganz wundervollen Zustand versetzt.
Wie kommt man in den Zustand, der jenseits des konditionierten Denkens liegt? "Zählt Farben! Wählt eine Farbe aus, Blau, Rot, Gelb – egal – und schaut, wie viele verschiedene Töne davon ihr in eurer Umgebung sehen und zählen könnt; je mehr, umso besser", riet ich den Teilnehmern meiner Kreativitätskurse.
Der Mind ist ja gerne aktiv, – wenn da keine mentale Aktivität in unserem Geist ist, ist da auch kein Mind. Durch das Farbenzählen kann der Mind aktiv bleiben und rutscht dann irgendwann unversehens in eine phantastische Welt unendlich vieler Farben und Formen. Echt guter Trick – probiert das ruhig mal aus!
Jenseits des konditionierten Denkens liegen die unendlichen, multidimensionalen sichtbaren und unsichtbaren Welten, die wir als Kinder bewohnen. Kreativität und Meditation schaffen Zugänge dazu und können unseren Geist befreien. Ich probiere gerne alles Mögliche aus, unterschiedliche künstlerische Techniken und spirituelle Methoden, auch Affirmationen. Vielleicht probiere ich es jetzt einmal mit der Affirmation "Auch schön!"
Uns allen alles Gute!
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